Im Dialog hieß die gemeinsame Ausstellung von Lore Kienzl und Margarete Bartsch im Studio Rose, und tatsächlich gab es eine lebhafte Wechselwirkung zwischen den Skulpturen und Bildern der beiden Künstlerinnen.
Das funktionierte auch deshalb so gut, weil die Arbeiten der beiden sich nicht aufdringlich in den Vordergrund spielen. Sie besitzen vielmehr eine ruhige innere Kraft, die auch auf die Betrachter ausstrahlt.
Uralte Techniken
Lore Kienzl’s Arbeitsweise ist tief in der Kulturgeschichte der Menschheit verwurzelt. Sie nutzt uralte Verfahren wie Bronzeguss oder die japanische Rauchbrandtechnik des Raku. Dabei wird die Keramik aus dem 1000° C heißen Ofen in ein Gefäß mit Stroh oder Gras gelegt. Der entstehende Rauch dringt in den Ton ein und führt zu Verfärbungen und Haarrissen.
Es ist ein Vorgang, der sich nicht genau steuern lässt, manchmal zerspringt die Keramik auch beim Abkühlen. Lore Kienzl zieht dieses Unerwartete ganz bewusst in ihre Arbeiten mit ein. Im Studio Rose war ein beim Brennen zersprungener Kinderkopf zu sehen, den die Künstlerin nachträglich wieder zusammengesetzt hat. Als fertige Skulptur erhält er aber gerade durch diese Risse und Sprünge seine Ausdruckskraft.
Ein Zeitspeicher
Auch Margarete Bartsch macht sich den Arbeitsprozess bewusst schwer. Sie malt in der aufwändigen Eitempera-Technik, wobei sie ihre Malfarben selbst herstellt. Die Bilder entstehen in einer Unzahl von Schichten, sie wachsen nach einer inneren Dynamik, nach Gesetzmäßigkeiten außerhalb von Bartsch‘ bewusster Einflußnahme.
In den fertigen Arbeiten bleibt dieser lange Prozess sichtbar, weshalb sie der Kunsthistoriker Christian Burchard in seiner Laudatio als Zeitspeicher bezeichnete. Margarete Bartsch sagt von sich selbst, dass sie eher das Medium oder die ausführende Hand sei, die eine der tausend Möglichkeiten sichtbar werden lässt.