Fritz Erler und die Künstlerkolonie Holzhausen

Liebeserklärung von Fritz Erler

Verschiedene Facetten des Malers Fritz Erler zeigte das Schondorfer Studio Rose mit 17 Bildern aus den Jahren 1892 bis 1934. Die Ausstellung nahm den Besucher nicht schulmeisterlich an die Hand, sondern lud zum selber entdecken ein. Organisiert vom Schondorfer Kreis, dem Kulturforum Utting und dem Verein „Unser Dorf“ in Holzhausen in Zusammenarbeit mit den Städtischen Museen Landsberg und der Gemeinde Schondorf, zeigte sie eine nicht unumstrittene Künstlerpersönlichkeit in ihren Widersprüchen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Stefani Reiter von Fritz Erler

Stephanireiter, Fritz Erler, 1928

Die kritische Auseinandersetzung wurde dem Besucher nicht abgenommen. Statt in chronologischer Reihenfolge gehängt, waren die Bilder so gruppiert, dass man Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den verschiedenen Schaffensperioden erkennen konnte.

Da hingen detailliert verspielte Jugendstilbilder wie die „Liebeserklärung“ (siehe Bild oben) neben bewusst flächig gehaltenen Darstellungen des bäuerlichen Lebens (z.B. „Stephanireiter“, 1928). Eine exotische Schönheit, die man auf Tahiti vermuten würde, verblüfft mit Wikingerschiffen im Hintergrund. Neben der Zeichnung eines verwundeten Soldaten hingen Gemälde, die das Leben der Roma und Sinti romantisch verfremden. Und wie ist die nackte Frau zu deuten, die mit entschlossener Hand einen Fisch gefangen hat? Verweist die athletische Schöne auf Blut-und-Boden Malerei oder auf ein romantisch verklärtes Naturleben? Wer sich auf die Auseinandersetzung einließ, konnte einen wegbereitenden Künstler entdecken, in all seinen Widersprüchen.

Wer war Fritz Erler?

Erler studierte an der Kunstschule Breslau und in Paris, und kam 1895 nach München. In Frankreich war er mit der Malerei des Postimpressionismus und des Symbolismus in Berührung gekommen. In München fühlte er sich eingeengt von einer konservativen Kunstauffassung, die von Franz von Lenbach dominiert wurde. 1896 gestaltete Erler das Titelblatt der ersten Ausgabe von „Die Jugend“, und wirkte 20 Jahre lang sehr aktiv an dieser Zeitschrift mit. Diese „Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben“ gab später einer ganzen Kunstrichtung ihren Namen, dem Jugendstil.

Zusammen mit Gleichgesinnten gründete er 1899 die Künstlervereinigung „Die Scholle“. Dieser Zusammenschluss sollte Vorbild für andere Vereinigungen werden, die sich gegen das herrschende Kunstdiktat auflehnten. Aus dem selben Antrieb entstanden später „Die Brücke“ oder der „Blaue Reiter“.

Künstlerkolonie am Ammersee

Erler war in Frankreich wohl mit dem Werk Gauguins bekannt geworden. Ihr eigenes Polynesien fanden er und seine Freunde am Ammersee. In Holzhausen bei Utting entstand eine lebendige Künstlerkolonie. Fritz Erler baute sich hier ein Atelierhaus, in dem er bis zu seinem Tod 1940 lebte und arbeitete. Die Künstlerkolonie Holzhausen traf sich regelmäßig beim Oberen Wirt (dem späteren Sonnenhof), wo man die ländliche Einfachheit und Naturbeschaulichkeit genoß. „In einer Reihe von Bildern hat Fritz Erler solche Wirtshaus-Szenen und anderer ländliche Szenen festgehalten, in denen nicht nur (wie für ihn typisch) Figürliches, sondern auch die Landschaft eine bedeutende Rolle spielt,“ erklärte Prof. Peter Cornelius Mayer-Tasch in seiner Eröffnungsrede.

Prof. Mayer Tasch spricht über Fritz Erler

Nach der Eröffnungsrede von Prof. Mayer-Tasch enthüllt Florian Münzer Fritz Erlers Bilder

Um 1910 war Erler auf dem Höhepunkt seines Ruhms und erhielt zahlreiche lukrative Großaufträge. Beispielsweise gestaltete er den Festsaals des Hannoveraner Rathauses oder den großen Sitzungssaal der Münchner Rückversicherungsgesellschaft. Bekannte Persönlichkeiten des Kunstlebens wie Gerhard Hauptmann oder Gustav Mahler ließen sich von ihm portraitieren.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges brachte eine Zäsur in Fritz Erlers künstlerischem Schaffen. Wie viele seiner Zeitgenossen verfiel er in einen patriotischen Überschwang. Als Kriegsmaler an der Ost- und Westfront, und als Plakatgestalter unterstützte er den allgegenwärtigen Militarismus des Kaiserreichs.

Von der Ammerseelandschaft inspirierte Motive

Nach dem Kriegsende wurde es stiller um Erler. Er wandte sich stärker den von der Ammerseelandschaft inspirierten Motiven des natürlichen Lebenszyklus zu. Bauern, Fischer, Holzfäller, Menschen aus der Landschaft wurden zu Themen seiner Malerei. Da er keine Professur innehatte, war er auf Aufträge angewiesen. Wohl auf Vermittlung seines Freundes, des Bildhauers Thorak, entstanden eine Reihe von Portraits hochrangiger NS-Funktionäre. Mayer-Tasch: „Erler war jedoch keineswegs nazistisch, wohl aber – wie eh und je – deutschnational gesinnt. Den Nationalsozialisten war seine Kunst trotz der Affinität zu nordisch-heroischen Themen, trotz seiner unverkennbaren Wagner-Verehrung, trotz seiner Vorliebe für Modelle mit germanischem Profil oder doch blondem Haar, trotz einer gewissen Hinwendung zur – nur inhaltlich verstandenen – „Scholle“ zu wenig aufbauend und schönfärberisch im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.

Ein schwerer persönlicher Schicksalsschlag war der Tod seines Sohnes Hans-Dieter 1940. Dieser wurde in Frankreich als Spion angeklagt und hingerichtet. Dieses Ereignis scheint Erlers Lebenswillen gebrochen zu haben. Er überlebte seinen Sohn nur um wenige Wochen, und starb 1. Juli 1940. Begraben ist er auf dem Friedhof in Holzhausen.

1965 brannte sein Atelierhaus vollständig ab. Dabei wurden an die 500 Bilder, das einzige vollständige Werkverzeichnis und das Manuskript einer Autobiographie vernichtet.

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