Am 26. und 28. Juli veranstaltete der Schondorfer Kreis sein diesjähriges Künstlerfest „Seehkraft2„. Auf einem privaten Seegrundstück erlebten die Besucher dabei zwei sehr abwechslungsreiche Tage.
Das Programm hatte Silke Hohagen zusammengestellt, die im Schondorfer Kreis den Bereich „Kunst und Veranstaltungen“ leitet. Sie hatte sich bei der Auswahl der Künstler von Schondorfs reicher und vielfältiger Tradition als Künstlerort leiten lassen.
Open Air Galerie
Zur Eröffnung am Freitag führte die Kulturjournalistin Maren Martell die Besucher durch das zur Open Air Galerie umgestaltete Gelände.
Am Eingang wartete der Landsberger Kunstautomat, der extra für die Veranstaltung an den Ammersee transportiert worden war. Der Park am See war mit Skulpturen des Metallkünstlers Thomas Lenhart geschmückt. Darüber hingen in den Bäumen die großformatigen Fotografien von Christoph Franke.
Von Schlager bis Rasenmäher
Musikalisch begann der Tag mit der Sängerin Siso Hagen. Begleitet von der Pianistin Katja Brandl-Koehlen begab sie sich auf eine Reise durch fast 100 Jahre deutscher Schlager und Chansons, von den Comedian Harmonists bis zu Konstantin Wecker.
Im Anschluss wurde die Musik sehr ungewöhnlich. Wolfgang Niemeyer spielte seine Kompositionen „Rasenstücke“ für Sprechgesang, Querflöte und Rasenmäher. Während der Aufführung zeigte er, dass Rasenmähen durchaus kunstvoll sein kann. Ein Stück Wiese verwandelte er dabei in ein dekoratives Mäander-Objekt.
Danach entführte das Velebit Orchestra in die raue Bergwelt Dalmatiens. Die sechs Musiker haben sich in ihren „Velebit Stories“ die Sagen und Mythen dieser Region vorgenommen, und sie mit einer Mischung aus Rock, Folk und Psychedelic vertont.
Die teilweise mystisch-düstere Stimmung verflog sofort, als Jürgen Palumbo mit seiner Band Giorgio die Bühne betrat. Mit italienischen Hits und Rock-Klassikern brachte er die Leute zum Tanzen und sorgte für einen fröhlich beschwingten Ausklang des ersten Tages von Seehkraft2.
Jazz, Physik und Improvisation
Am Sonntag startete Seehkraft2 zur Mittagszeit mit der Formation Au bord de bleu. Zwar war das Wetter etwas regnerisch, aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Die vier Musiker aus München zauberten mit ihrem swingenden Jazz den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht, und Kaffee und Kuchen vom Büfett taten ein übriges.
Bis zum nächsten Programmpunkt hatten sich die Wolken verzogen, und Prof. Hans-Dieter Betz konnte sein Buch „Blitzschlag“ bei Sonnenschein präsentieren. Im Autorengespräch mit Silke Hohagen erklärte der Physiker, wie er die Erkenntnisse aus seinen Forschungen allgemein verständlich in einen spannenden Thriller gepackt hat.
Dann war die Dießener Musikerin Annette Rießner dran, die ein spannendes Experiment wagte und gemeinsam mit dem Publikum musizierte. Rießner spielte mit Akkordeon und Theremin ihre Version der Komposition „Treatise“. Das Publikum hatte dabei die abstrakte Partitur von Cornelius Cardew vor Augen und beteiligte sich spontan mit Gesang, Fingerschnippen und anderen Geräuschen.
Der im Anschluss geplante Auftritt der Band Funkwelle fiel leider krankheitsbedingt aus. So schnappte sich Giorgio spontan seine Gitarre, um die Pause zu füllen. Mit Hits von Adriano Celentano, Lucio Dalla und Toto Cutugno brachte er einen Hauch von Adria an den Ammersee.
Lachen geht immer
Als Nächstes war noch einmal Literatur angesagt. Die Bühne gehörte der Lyrikerin Anna Münkel und der Slam-Poetin Leni Gwinner. Beide schreiben aus dezidiert weiblicher Perspektive, aber ohne verbiesterten Feminismus, dafür mit viel Witz, Ironie und Charme.
„Lachen geht immer“ – der Titel eines Buches von Münkel – wäre auch ein passendes Motto für die Lesung von Gregor Netzer und Elke Jordan gewesen. Die beiden lasen aus ihrem illustrierten Künstlerbuch „Ode an das Schlafschaf“, in dem sie die Verirrungen der Querdenkerszene auf die Schippe nehmen. Netzer und Jordan gehen dabei aber ein Stück weiter und erforschen, wieso ausgerechnet „Schaf“ zu einem Schimpfwort wurde.
Jazz, Indie-Pop, Bluesrock
Weiter ging es mit Musik, und zwar mit zwei großen Namen der deutschen Jazz-Szene. Pianist Matthias Preissinger und Saxofonist Stefan Schreiber sind unter anderem durch ihre Zusammenarbeit mit Klaus Doldinger oder den Brüdern Acher bekannt geworden. in Schondorf präsentierten sie ihr Programm „Jazz and beyond“, bei dem sie von Sängerin Siso Hagen unterstützt wurden.
Passend dann zur Abendstimmung der Auftritt von Tom Hauser und Jakob Muehleisen. Der Indie-Pop der beiden Singer-Songwriter ist wie gemacht für einen lauen Sommerabend am See. Hauser hatte den Campingbus seiner Etrusco Vanlife Tour direkt am Seeufer geparkt, und der Ammersee war eine perfekte Kulisse für Songs wie „Ab Richtung Mond“, die das Publikum begeistert mitsang.
Fleißig mitgesungen wurde auch beim letzten Konzert des Abends. Die Mitglieder von Lakeside4 spielen die Musik ihrer Jugend, nämlich den Bluesrock der 60er- und 70er-Jahre. Damit trafen sie offensichtlich einen Nerv, denn die Zuhörer sangen und tanzten bis spät in die Nacht zu den Hits von Spencer Davies oder John Fogerty.
So endete Seehkraft2 in bester Partystimmung und alle sind bereits gespannt, welche Überraschungen nächstes Jahr zu hören und zu sehen sein werden.
Seehkraft2 in der Presse
Ammerseekurier: Künstlerfest macht Kreativität in Schondorf sicht- und hörbar
Aloys.News: Künstlerfest Seehkraft2 beeindruckt mit kreativer Vielfalt
Kreisbote: Ausgefallenes Programm beim Open Air-Spektakel „Seehkraft 2“ in Schondorf
Süddeutsche Zeitung: Kultur querbeet
Schondorf.Blog: Der Wonnemonat Juli