Am 7. April 2024 hielt unsere Vorsitzende Dorothee Mayer-Tasch einen Vortrag über „Art Déco am Ammersee“. Trotz des frühsommerlichen Wetters waren rund 40 Besucher in das Dorfhaus gekommen, um mehr über diese Stilrichtung zu erfahren.
Im üblichen Sprachgebrauch werden Jugendstil und Art Déco gerne in einen Topf geworfen. Der Vortrag begann deshalb mit einer Erklärung der geschichtlichen Entwicklung und einem Überblick über die typischen Stilelemente.
Der Stil der Roaring Twenties
Art Déco verstand sich als Gegenbewegung zum Jugendstil. Statt verschnörkelter, floraler Formen setzte man auf klare Linien, kräftige Farben und geometrische Ornamente. Architektur, Möbel und Gebrauchsgegenstände feierten den technischen Fortschritt des Maschinenzeitalters.
Ihren Durchbruch hatte diese durchaus Technik-optimistische Stilrichtung mit der Ausstellung „Exposition des arts décoratifs et industriels“, 1925 in Paris. Art Déco wurde zum Stil der Roaring Twenties.
Der Gestalter Ludwig Eickemeyer
Frau Mayer-Tasch zeigte die typischen Elemente des Art Déco anhand einiger Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände des Gestalters Ludwig Eickemeyer.
Eickemeyer war Lehrer an der renommierten Debschitz-Schule. Von einer Schondorfer Familie erhielt er den Auftrag, ihr Haus zu verschönern. Dazu schmückte er es nicht nur außen mit Art Déco Elementen, sondern entwarf auch das gesamte Mobiliar, bis hin zu Türgriffen und Dekorationsobjekten. Das Haus am Seeberg wurde so zu einem Gesamtkunstwerk.
Beispiele rund um den See
Weiter ging es mit einem architektonischen Streifzug rund um den Ammersee. Auch wenn wir in der Region kaum klassische Art Déco Gebäude haben, finden sich Elemente dieses Stils doch an einigen Häusern. Mit etlichen Fotos machte Dorothee Mayer-Tasch auf diese Details aufmerksam. Leider sind einige der abgebildeten Häuser in den letzten Jahren zerstört worden, beispielsweise die evangelische Kirche in Utting oder die sogenannte Gottschalk-Villa in Inning.
Tatsächlich ist es Schondorf, wo entlang des Seeufers noch mehrere Bauten im Stil des Art Déco zu finden sind. Das beginnt am nördlichen Ortsrand mit dem Chaffeurhaus der Röhm-Villa am Weingartenweg. Wenig weiter sind die historischen Umkleidekabinen des Strandbad Forster nicht nur erhalten, sondern auch sorgsam renoviert und gepflegt (Auszeichnung „Gelungen“ 2021).
Am See entlang stößt man dann auf ein weiteres typisches Bauwerk dieser Epoche: Das von Max-Joseph Gradl in schlichter Form, kräftigen Farben und mit typischen Details gestaltete „Sonnenbad Ernst“. Den Abschluss dieser Reihe bildet die ebenfalls von Gradl entworfene Ufermauer in der Schondorfer Seeanlage.
Baudenkmal in Gefahr
Damit kam der Vortrag zum Ende auf ein trauriges Thema zu sprechen, denn der Art Déco Ufermauer droht der Abriss. Bei einem von der Gemeinde veranstalteten Gestaltungswettbewerb für die Seeanlage wurde ausgerechnet der Entwurf auf den ersten Platz gewählt, der die Mauer durch einen Neubau ersetzen will (Schondorfer Ufermauer in Gefahr).
Es wäre ein trauriger Verlust, wenn eines der wenigen verbliebenen Beispiele des Art Déco am Ammersee mutwillig zerstört würde.
Dorothee Mayer-Tasch betonte, dass der Verein Schondorfer Kreis auch weiterhin für einen respektvollen Umgang mit dem historischen Erbe und für einen Erhalt der Mauer kämpfen wird.
Presseberichte
Süddeutsche Zeitung: Art Déco am Ammersee
Kreisbote: Schondorf, das Art-Déco-Mekka am Ammersee
Augsburger Allgemeine: Wo am Ammersee die Ästhetik der 1920er-Jahre erhalten ist
Aloys.News: Auch am Ammersee gab es Art Deco
Süddeutsche Zeitung: Die schiefe Mauer von Schondorf